
Astoria Leipzig
30. Oktober 2015
Krankenanstalt LEIPZIG-DÖSEN
21. November 2015Konzert: ASP - Verfallen - Folge 1: Astoria vom 30.11.15
Noch nicht lang her ertönten die Klänge des Best-of „Per aspera ad aspera" zum 15-jährigen Bandjubiläum und schon ließ Frontmann Alexander „Asp“ Spreng sein neuntes Werk Verfallen - Folge 1: Astoria los. Das Album ist nicht nur enorm vielschichtig mit seinen brachialen Klängen, komplexen Texten und Tango-Takten ausgefallen, nein, zeitgleich ist es auch ein wunderbar vertonter Roman mit einer fesselnden Story, welcher auf einen Zweiteiler hinaus läuft.
Wer sich auf die Klänge des Albums einlässt, findet sich in den goldenen Zwanziger der Stadt Leipzig in Sachsen wieder. Genauer gesagt vor dem Grand Hotel Astoria, welches Namen gebend für den ersten Teil ist. Das Hotel Astoria wurde im Jahre 1915 gebaut und stellte ein luxuriöses Zentrum der Stadt dar. Einige Jahre nach dem Mauerfall wurde es endgültig geschlossen und kämpft jetzt still gegen den Verfall.
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Doch kommen wir zum vorletzten Konzert der Verfallen Tour 2015. Am 30. November ´15 besuchten ASP zum neunten mal den Alten Schlachthof. Zum neunten mal entflammten sie die Dresdner und zum neunten mal gaben sie sich begeistert ihren Fans hin. Doch bevor sich die Fans an ASPs unvergleichlicher Show erfreuen durften, war es an Spielbann, das Publikum aufzuheizen. Dabei präsentieren Spielbann Lieder Ihres aktuellen Albums „Im Gedanken". Eine Eigenheit dieser Band ist ganz klar das Miteinander, das Zusammenspiel der beiden Gesangsstimmen von Frontmann Seb Storm und der Dame der Runde Nic Frost, die den Stücken eine ganz eigene Tiefe verleiht. Mal im Wechsel, fast schienen sie in Diskussion, mal zusammen tragten die beiden die Musik in die Ohren des Hörers.
Düster, mystisch und voller Kraft startet das eigentliche Konzert. Die einzelnen Bandmitglieder betraten spielend nach und nach die Bühne und bauten Ihr Intro so musikalisch auf. Wie man es von ASP nicht anders kennt erzählt auch dieses Album im großen Umfang eine tiefsinnige Geschichte. Dabei stachen am Abend die Lieder „Himmel und Hölle (Kreuzweg)“ sowie „Souvenir, Souvenir“ und mein persönlicher Favorit „Astoria verfallen“ besonders heraus.
Den Anfang der Story macht „Himmel und Hölle“. Es ist ein prachtvoller Einstieg in das Konzert und gleichzeitig Einleitung der Geschichte. Die eher melancholischen Gedanken und Gefühle der Hauptfigur werden hier dargestellt, welches nicht nur das Interesse der Zuhörer weckt sondern auch Spannung auf das Folgende aufbaut.
Den Höhepunkt des Konzerts bildet „Astoria“. Es gibt das wider, was die Fans von ASP kennen und hören wollen - es berauscht, geht unter die Haut, ist gleichzeitig rockig und harmonisch. In Verbindung mit der Beherrschtheit über Alexander Spreng seiner Stimme belebt es den Song zum Leben mit reinen Gefühlen. Die Fans werden von ASP in ihren Bann gezogen.
Mit „Souvenir, Souvenir“ gelingt es ASP seine Fans noch weiter mitzureißen. Textlich wird die Band derber. Dies wird auch mit ihren starken Keyboard-Beats und den Gitarrenriffs hervorgehoben. Dem Zuhörer wird immer deutlicher, welch Zerrissenheit die Hauptfigur in sich trägt und kann mit ihr fühlen.
Zugabe Rufe? Ach nein! „HEEEEE-JOOOO" riefen Ihre Fans um die Band auf die Bühne zurück zu bitten und den Abend noch grandioser zu gestalten. Dabei gaben ASP Klassiker wie „Ich will brennen" zum besten und heizten zum Schluss noch einmal kräftig ein.
Wie in jeder Geschichte eines Krimi endet das Konzert an einem Punkt, an dem man spannend auf die weiter führende Story hofft. „Fortsetzung folgt ... 1" heißt der letzte Song des neuen Albums, welcher auch das Konzert beendete. Doch selbstironischen Zeilen, die die Zuhörer mit einem Augenzwinkern einbinden und danken, sowie der heiteren Melodie entschädigt aber dafür.
Fazit: Eine ergreifende Geschichte in den unterschiedlichsten Facetten hallte durch die Konzerthalle und riss die Zuhörer mit. Ein musikalisches Hörbuch, eingebettet in einem diesmal durchaus experimentell ausgefallenen ASP Klang, ohne seine Wurzeln zu verkennen. Es ist eine Freude zu sehen, wie ASP und Kai Meyer kreativ zusammen finden und wunderschöne Werke erschaffen. Übrigens hat Kai Meyer eine Kurzgeschichte namens „Das Fleisch der Vielen" in der limitierten Album Version hinterlassen. Definitiv ein Album das man selbst als nicht ASP-Fan unbedingt gehört haben sollte. Ich bin sehr gespannt, wie es in Folge 2 weitergehen wird.
Autor und Fotograf: Steve Czymek